Was andere noch "entwickeln" wollen, ist bereits fertig...
Stephan Heddinga, geboren 1965 in Cuxhaven, jetzt im schönen Duderstadt zuhause, verheiratet,
drei erwachsene Kinder, umgänglich, mitunter dickköpfig, manchmal hart, aber meistens fair, absolut
kompromisslos gegen jegliche Art von Extremismus.
Lebensmotto: In der Ruhe liegt die Kraft.
Mein Weg zum Wing Chun Kung Fu
Meine damalige Ausbildung zum Polizeibeamten beinhaltete, dass man Ju-Jutsu erlernte, was mich
jedoch auf Dauer nicht wirklich begeisterte. Ein „Tag der offenen Tür“ im örtlichen Fitnessstudio
brachte mich Anfang der 90er erstmalig mit WT (Wing Tsun, EWTO) in Kontakt. Wie so viele andere
vor und auch nach mir, verbrachte ich Jahre mit endlosen Wiederholungen von Grundtechniken und
Bewegungen, deren Sinn und Funktion mir jedoch nie jemand zufriedenstellend erklären konnte.
Wenn es nicht gelang den Gegner bzw. Partner zu überwinden, bekam man meist „Das lernst du
später.“ oder „Da musst du einfach mehr üben.“ zu hören. Das half nicht wirklich weiter.
Mit der Zeit kam mir der Verdacht, dass man nur schneller vorankam, wenn man bereit war für
Zusatzlehrgänge und Privattraining hohe Zusatzkosten zu übernehmen. Deshalb nahm meine
Mitgliedschaft nach rund sieben Jahren ein jähes Ende.
2013 folgte durch das Training meiner Kinder der Wiedereinstieg ins Ju-Jutsu, welches ich als Co-
Trainer und Vorstandsmitglied im örtlichen Verein begleitete. Dennoch fehlte etwas, denn in mir
glomm noch immer der Funken des Wing Chun Kung Fu. Nur wollte ich auf keinen Fall wieder in die
EWTO eintreten.
Meine intensive Recherche ergab, dass es hervorragende Alternativen gibt, die u.a. in den Linien von
Wong Shun Leung und Samuel Kwok zu finden sind. Im Dezember 2016 telefonierte ich das erste Mal
mit meinem heutigen Lehrer Sifu Horst Drescher und fand schnell heraus: Hier läuft alles anders.
Anfang 2017 trafen wir uns in Rheine zum Training und ich lernte erstmalig richtig zu stehen. Es klingt
banal und ist doch so wichtig, denn wenn nicht einmal der Stand korrekt ist, wie soll dann alles
andere funktionieren, das darauf aufbaut?
Was mich besonders begeistert, ist die Art und Weise, wie unser Sifu Horst unterrichtet. Jede
Bewegung wird zerlegt und im Detail erläutert. Die uralten historischen Wurzeln, sowie die
Biomechanik des menschlichen Körpers und grundlegende physikalische Prinzipien sind die Eckpfeiler
dieses Wing Chun Systems und müssen verstanden worden sein. Nur so gelingt es, diese
faszinierende Kampfkunst effektiv anwenden zu können. Das gilt vor allem dann, wenn man
beispielsweise aufgrund von Größe und Gewicht unterlegen ist.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der Faktor Zeit. Während die Mitglieder der EWTO und deren
Derivate in der Regel zwei bis drei Jahrzehnte damit verbringen, überhaupt erstmal das
vergleichsweise einfache und kompakte System kennenzulernen, ist dies bei Horst Drescher in vier
bis fünf Jahren zu schaffen. Die darauffolgenden Jahre dienen dann dazu, das Erlernte zu
perfektionieren und hoffentlich eines Tages diese Kampfkunst sprichwörtlich zu meistern.
Im April 2018 eröffnete ich schließlich meine eigene Schule in Duderstadt, um die Leidenschaft und
Begeisterung für diese faszinierende Kampfkunst im Sinne des ehrwürdigen Ip Man und meines
Lehrers Sifu Horst Drescher weiterzugeben.
Dabei ist mir wichtig, dass wir Wing Chun nicht als bloße Selbstverteidigung begreifen. Wing Chun ist
vielmehr eine Kunst, die jeden von uns immer wieder aufs Neue herausfordert, uns Grenzen
überwinden lässt, uns stärkt und Körper und Geist ins Gleichgewicht bringt.