Was andere noch "entwickeln" wollen, ist bereits fertig...
Die „Inneren Kampfkünste“ Chinas basieren auf der Philosophie des Daoismus, der die alte Lehre des Yin und Yang später in das eigene philosophische Denken übernommen hat. Die Lehre des Yin-Yang ist sehr alt und erscheint im 2. Jahrtausend vor Chr. auf Orakelknochen und in der Literatur erstmals im „I Ging“, dem „Buch der Wandlungen“. Die älteste Darstellung der Acht Trigramme kann auf eine Zeit um 1100 v. Chr. datiert werden.
Der Daoismus als philosophische Schule entstand erst einige Jahrhunderte später. Im Daoismus wurden die unterschiedlichsten Konzepte zu einer umfassenderen Naturphilosophie zusammengefasst. Seitdem ist die Lehre des Dao und des Yin-Yang ein fester Bestandteil der chinesischen Kultur, der Philosophie, der Heilkunst, der Alchemie und nicht zuletzt der Kampfkünste.In den Kampfkünsten werden die „Acht Trigramme“, auch die „Acht Pforten“ (Ba Gua) genannt, die den einzelnen Grundtechniken entsprechen. Sie haben also einen konkreten Bezug zur menschlichen Bewegung.
Jedes Trigramm besteht aus drei Linien, die übereinander ein Trigramm bilden. Jede dieser Linien wird entweder als ganze Linie oder unterbrochene Linie dargestellt wird. Die ganze Linie steht für das Yang, die unterbrochene Linie für das Ying.
In der Kombination von 3 Linien mit jeweils zwei Möglichkeiten (Yin oder Yang) ergibt sich eine Kombinationsmöglichkeit des Yin-Yang im Körper von 2 x 2 x 2 = 8 Möglichkeiten. Diese beschreiben vor dem Körper einen vollständigen Kreis und stellen acht grundlegende Winkel für die jeweiligen Handtechniken dar. Die „Acht Pforten“ zeigen in den Acht Trigrammen ein differenziertes Yin und Yang des Körpers, dass in einer einzelnen Bewegung wieder erkannt werden kann. Sie stellen ein universales Bewegungsprinzip in der Kampfkunst dar, das bereits vor etwa 3000 Jahren in den Acht Trigrammen festgehalten wurde.
Für den Wing Chun-Stil habe ich entdeckt, dass einzelne Grundtechniken in unserem Wing Chun-Stil, durch die Acht Trigramme exakt abgebildet werden. Dies ist ein Hinweis darauf, dass das Wing Chun eine direkte Verbindung hat zu den Ursprüngen des daoistischen Denkens vor 3000 Jahren hat! Diese exakte Abbildung der Acht Trigramme in den Wing Chun-Grundtechniken unterscheidet sich auch von der Interpretation der Acht Trigramme im Tai Chi Chuan oder im BaGua. Hier wären weitere historische Forschungen nötig, um zu klären, wann, wo und warum diese Kampfkünste sich unterschiedlich weiter entwickelt haben. Die Entschlüsselung der Acht Trigramme basiert auf den Grundlagen der chinesischen Heil- und Bewegungskunst des Qi Gong, den Theorien von „Himmel, Erde und Mensch“, dem „Yin und Yang“, den „Fünf Elementen der Bewegung“ und den „Sechs Harmonien“. Diese Theorien sind grundlegend für die „Inneren Kampfkünste.
Mit der Entdeckung der „Acht Pforten“ im Wing Chun können wir das Wing Chun auf die ursprüngliche Yin-Yang-Lehre, etwa 500 Jahre vor die Ursprünge des Daoismus zurückführen, also bevor der „Daoismus“ ein festes „religiös-philosophisches System“ wurde.
In der daoistischen Philosophie soll optimale Kampfkunst im Einklang mit dem „Dao“ des Menschen stehen, im Einklang mit der Natur des Menschen. Verkürzt gesagt bedeutet dies vor allem: Optimale, effiziente, belastungsarme und verschleißfreie Bewegung im Einklang mit dem Aufbau des menschlichen Körpers und bestmögliche Nutzung des Körpers!
Das Ziel der inneren Kampfkünste ist die Entwicklung von „Jin“, der inneren Kraft, die auch die „wesentliche Kraft“ genannt wird.
Das Gegenteil davon sind Gelenke in Schiefstellungen, unnötige muskuläre Anstrengungen oder überflüssige Kompensation von struktureller Schwäche durch einen übermäßigen Einsatz von Muskulatur. Das Ergebnis sind oft verschlissene und geschädigte Menschen, die ihre Kampfkunst irgendwann im Laufe ihres Lebens aufgeben und mit bleibenden Schäden oder künstlichen Gelenkprothesen weiter leben.
Dies ist ein „WEG“, der nicht in Übereinstimmung mit dem universellen Yin-Yang steht! Dabei ist „YIN-YANG“ keine Mystik, es ist eine Darstellung von Vorgängen im Körper, für die die chinesische Sprache nur Bilder hat, während wir im Westen in „Begriffen“ denken. Die Grundlagen bestmöglicher Bewegung waren vor Jahrtausenden schon bekannt, in heutiger Zeit.
Viele moderne Kampfkünstler in Karate, Tae Kwon Do, Kickboxen etc. leiden am Ende ihrer Karriere unter Gelenkschäden an Knien und Wirbelsäule, oder verbringen Jahre ihres Lebens mit zusätzlichem Krafttraining und investieren Zeit und Energie, um auf einem hohen Leistungsniveau bleiben zu können. Dennoch sind Karrieren von aktiven Kämpfern bis spätestens Mitte 30 beendet, wenn die körperliche Kraft und Dynamik altersbedingt abnimmt.
Moderne WTler, die in der „reformierten Schule“ oder deren Ablegern seit den späten 1990er Jahren WingTsun in jeder Couleur erlernen, erfahren gar nichts über den Unterschied von „innerer“ und „äußerer Kraft“ und erlernen leider ein WingTsun, das dem ursprünglichen Prinzip widerspricht. In dieser Richtung wird ja erst seit einigen Jahren wieder versucht, das bereits vor 45 Jahren veränderte WingTsun wieder zu einer „Inneren Kampfkunst“ zu entwickeln. Doch auch nach einigen Jahren mit mäßigem Erfolg, weil immer noch an einem „System“ festgehalten wird, dass bereits von Anfang an auf einer falschen Prinzipienlehre beruht. Wie also soll dass zusammen passen? Wie will eine Kampfkunst plötzlich „Inneres Kung Fu“ werden, wenn gleichzeitig die Fehler in den Formen gar nicht verändert werden? Das ist wissenschaftlich gesehen eine Rechnung mit falschen Variablen: Das Ergebnis ist immer falsch, egal, wie lange man rechnet.
Dies bereits ab der ersten Stunde, wo die Grundstellung bereits einen Knick im Knie enthält und die erste Handtechnik einen Knick im Schultergelenk hinzufügt. Durch die Entwicklung der „inneren Kraft“ wird die Grundlage für eine effektive Kampfkunst geschaffen, in der Körper und Geist als Einheit zusammenwirken.
Wir hoffen, dass einigeaufgeschlossene WTler sich dieses Problems bewusst werden und hoffentlich den Unterschied einmal erfahren wollen!